Die Nachricht machte am Freitag in Dortmund die Runde: Galeria Karstadt Kaufhof will beide Kaufhäuser in Dortmund schließen. Erst später dann wurde bekannt, dass auch das Karstadt Sporthaus geschlossen werden soll. Zweifellos ein Schock für Dortmund: 450 Arbeitsplätze würden wegfallen, der Handelsstandort wäre erheblich angeschlagen. Nachnutzungen und Alternativen insgesamt für alle drei Häuser sind derzeit nicht erkennbar.

Erkennbar war das sich aufbauendes Desaster für den Konzern tatsächlich aber schon lange. Nur – vorbereiten auf mögliche bittere Einschnitte wollte sich nicht wirklich jemand an der Dortmunder Stadtspitze. Das schwere latente Risiko für die Stadt zu verdrängen war wohl eher bis heute an der Stadtspitze angesagt. So erklärte Thomas Westphal, Chef der Wirtschaftsförderung und SPD-Oberbürgermeisterkandidat, erst noch vor wenigen Tagen, man sehe keine Kaufhausschließungen in Dortmund, schließlich seien die beiden Häuser in Dortmund noch die ertragreichsten im Konzern. Keine Gefahr also für Dortmund, meinte die Stadtspitze noch bis kurz vor dem Desaster. Was für eine eklatante Fehleinschätzung! Was für eine Empfehlung Westphals als künftiger Oberbürgermeister Dortmunds.

Bis heute haben Oberbürgermeister Ullrich Sierau und sein Wirtschaftsförderer keinen „Plan B“ entwickelt – natürlich auch nicht für die gefährdeten Arbeitsplätze. Stattdessen lamentiert die Stadtspitze jetzt in allen Medien über das böse Unternehmen und flüchtet sich in wilde Mutmaßungen, der Konzern wolle möglicherweise nur mehr staatliche Gelder abpressen. So lenkt man vom eigenen Versagen ab und schiebt den Schwarzen Peter wieder mal den bösen Kapitalisten zu. In all der Konzept- und Hilflosigkeit wird wild agiert und einmal mehr sofort -wow! – ein „runder Tisch“ geplant. An dem soll offenbar das medial gut verwertbare kommunale Lamento ohne einen Galeria-Unternehmensvertreter verstärkt und weiter vom eigenen Versagen abgelenkt werden. Das Galeria-Desaster ist um so schmerzhafter als man doch gerade erst die Caterpillar-Arbeitsplätze in Dorstfeld verschwinden sieht. Hier verbreitet das rote Wirtschafts-Duo Duo Sierau/Westphal die abwegige Hoffnung, der US-Großkonzern, der das Aus schon beschlossen hat, könnte es sich wohl noch einmal überlegen.

Als vor zwei Jahren der österreichische Investor und Milliardär Benko Kaufhof übernahm, wollte er „um jeden Standort kämpfen“. Das kann man ihm abnehmen. Immerhin hat er damals sein gutes Geld in das Projekt gesteckt. Aber Benko versagte am Ende und jetzt sind hochbezahlte Sanierer in seinem Auftrag dabei, im Rahmen eines Insolvenzplans zu retten, was zu retten ist.

Das komplette „Schutzschirmkonzept“ der von Benko eingesetzten Experten ist derzeit noch nicht erkennbar. Die radikalen Schließungspläne auch für noch einigermaßen „gute“ Standorte reflektieren aber den extremen Druck, den die Corona-Pandemie extrem vergrößert hat: Das Wasser steht dem Konzern inzwischen mehr als bis zum Hals. Die Kosten müssen schnell runter und Geld muss reinkommen. Immobilien im Eigenbesitz müssen also verkauft werden – und auch das so schnell wie möglich. Das meiste bringen da natürlich Immobilien in Top-Lagen..

Die Corona-Krise hat den Niedergangsturbo bei Karstadt/Kaufhof nur beschleunigt –  ausgelöst hat sie ihn natürlich nicht. Den Niedergang des Konzerns haben letztlich die Kunden selbst verursacht, die immer weniger bei Karstadt und Kaufhof eingekauft haben. Schon seit über 15 Jahren ist das alte Kaufhauskonzept deutlich sichtbar in der Krise und wohl kaum jemand hat einen Herrn Benko verstehen können, der bei weiter boomendem Internet-Handel sein Geld in diesem sichtbar weiter erodierenden Warenhaus-Geschäftsmodell versenkte.

Die Markt- und konzerninternen Entwicklungen sind aber nur eine Seite der Medaille. Eine rot-grüne Stadtplanung in Dortmund verhindert immer stärker eine lebendige Innenstadt mit prosperierenden Einkaufsstandorten. Nach Geschäftsschließung ist die City nach wie vor abends quasi tot. Tagsüber gibt immer weniger Parkplätze für Kunden. Mehr und mehr Parkplätze fallen zum Teil überbreiten Radwegen zum Opfer. Immer mehr Knöllchenschreiber drangsalieren die Autofahrer, Einkaufen wird vielfach zum Stress. Die Altparteien im Rat der Stadt wollen im Grunde gar keine Autos mehr mit bösem Verbrennungsmotor mehr in der Innenstadt haben. Welchem genervten Autofahrer ist es da anzukreiden, wenn er gleich zum Ruhrpark nach Bochum fährt? Da gibt es kostenlose Parkplätze ohne Ende und jede Menge Geschäfte, die auch noch ebenerdig zu erreichen sind.

Heiner Garbe, Vorsitzender AfD-Ratsfraktion