Würselen! Kein Wort überträgt das Elend der SPD so lautmalerisch schön, wie „Würselen“. Es atmet den Geruch von Kleinstadt, großkarierten Strickjacken, bierfleckigen Parteiwimpeln, Gummibaum im Hydrotopf und einem vergilbten Liederbuch, aus dem jemand die Seite mit „Auf auf zum Kampf“ herausgerissen hat, weil auf der Toilette der Gaststätte „Houben“ mal wieder das Papier alle war.

Würselen!

Würselen… Das Wort kündet von einem Mann für alle Verlegenheiten, der als St. Martin sein schon lahmendes Pferd SPD einst zäumen sollte und als Retter von der traurigen Gestalt den Gaul sodann zu Schanden ritt. Dabei war er vor genau einem Jahr noch der Messias selbst. Rückblende:

http://www.tagesspiegel.de/politik/sonntagstrend-spd-gelingt-dank-schulz-umfragerekord/19348358.html

Mit einem nordkoreanisch anmutenden Wahlergebnis einst zum Parteiführer gekürt, folgt für den Heiligen Martin jetzt der Sturz ins Bodenlose. Gerade noch wollte er Außenminister werden, opfert dafür sein Amt als Parteichef an eine bereits lauernde katholische Kampfemanze, da fängt die Basis an zu revoltieren und als schließlich noch der Erzengel Gabriel im Blitzlichtgewitter der Medien erscheint und donnernd den Verrat geißelt, ist es um den glücklosen Martin geschehen…

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/martin-schulz-rueckzug-besiegelt-ende-in-der-spitzenpolitik-a-1192810.html

Die italienische Zeitung „La Repubblica“ schreibt: „Martin Schulz war nur für 36 Stunden Außenminister. (…) Er ist der Ziggy Stardust der deutschen Politik.“

https://www.welt.de/politik/deutschland/live173287240/La-Repubblica-ueber-SPD-Martin-Schulz-wurde-in-tausend-Stuecke-gerissen-GroKo-Liveticker.html

Als Seifenoper – demnächst verfilmt mit Horst (Hotte) Krause – hat „Schulz gets the Blues“ jede Chance auf eine Ausstrahlung bei Netflix. Als erstes drängelt sich seine Schwester (ein Würselener Urgestein mit merkelhaften Mundwinkeln) vor die Mikrofone und erklärt die SPD zur Schlangengrube…

https://www.welt.de/politik/deutschland/article173413935/Schlangengrube-Berlin-Martin-Schulz-Schwester-rechnet-mit-der-SPD-Spitze-ab.html

Nachdem der Sündenbock nun also geopfert ist, hofft die postengeile Nomenklatura der SPD auf ein „JA“ beim Mitgliederentscheid. Mit über 460.000 Einsendungen ist die Lotterie um die Zukunft der Sozialdemokratie eine gewaltige logistische Herausforderung. Man bedient sich u.a. sogenannter Hochleistungsschlitzer…

https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/afxline/topthemen/hintergruende/article173387176/Zahlen-und-Fakten-zum-SPD-Mitgliederentscheid.html

Damit ist nicht etwa der qualifiziert messernde Nafri aus dem Görlitzer Park gemeint, sondern Brieföffnungsmaschinen, die den Wählerwillen offenlegen und zur Entfaltung bringen sollen. Keine Frage, die Genossen werden das wuppen. Einziger Störfaktor ist die ehemalige Zielgruppe – der gemeine Proletarier (vulgatus proletarius)…

http://www.achgut.com/artikel/ich_proletarier_Schreck_der_spd

Man darf es der SPD nicht verübeln, daß sie sich nicht mehr für eine aussterbende Spezies einsetzen will. Hat man das Vertrauen in die eigene Gefolgschaft verloren, sucht man sich – frei nach Brecht – eine neue Zielgruppe, im besten Falle eine millionenfach ankommende und sich schnell vermehrende.

http://www.achgut.com/artikel/das_drama_mit_den_jungen_1

Wer nun aber glaubt, die Sozialdemokratie habe europaweit den Verstand verloren, liegt vollkommen falsch, denn nur 637 Kilometer nördlich von Würselen wollen ausgerechnet die Sozen das Asylrecht gleich ganz abschaffen:

http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/international/rechte-forderung-von-links;art9640,1196276

In Deutschland darf einen solchen Gedanken nicht einmal die CSU auch nur geflüstert von sich geben! Dafür träumt Gauweiler, alle Völkerwanderer in Arbeit zu bringen. Wie er das mal so eben hinbekommen will, bleibt noch sein Geheimnis. Jenes in der NZZ erschienene Interview mit ihm ist trotzdem (und vor allem zwischen den Zeilen) unterhaltsam:

https://www.nzz.ch/international/herr-schulz-haette-einen-wahren-satz-sagen-muessen-ld.1355919

Anders als in Dänemark, denkt man in Israel nicht daran, das Asylrecht abzuschaffen. Dafür besteht auch keine Notwendigkeit, denn die Wenigen, die nachweislich tatsächlich politisch verfolgt werden, erhalten auch in Zukunft in der einzigen Demokratie des Nahen Ostens Asyl. Wer sich jedoch illegal im Land aufhält, wird für diese Straftat nach zweimonatiger Frist zur Verantwortung gezogen…

https://www.welt.de/politik/ausland/article173197265/Rueckreise-nach-Afrika-Israel-verschickt-Ausweisungsbescheide-an-ungewollte-Migranten.html

und anders, als im Artikel dargestellt, ist die Maßnahme in Israel keineswegs hochgradig umstritten. Sie entspricht vielmehr klar dem Willen der Bevölkerungsmehrheit. Rechtsstaatliches Handeln bedingt die konsequente Durchsetzung der geltenden Regeln. Das fordert auch Michael Wolffsohn in der Augsburger Allgemeinen:

http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Historiker-Der-deutsche-Staat-macht-sich-immer-oefter-laecherlich-id44060531.html

Während der deutsche Staat in seinen grundlegenden Aufgaben zunehmend versagt, beschäftigt sich das Establishment mit der Unterdrückung von freien Meinungsäußerungen. Nicht etwa die Türkei oder Russland stehen an der Spitze, wenn es um das Blockieren von Twitter-Accounts geht; Weltmeister beim Sperren von unliebsamem Gezwitscher ist ausgerechnet Deutschland:

http://www.danisch.de/blog/2018/02/06/sperrungen/

In repressiven Systemen muß die Machtanwendung nur selten offen demonstriert werden. Die Angst, die der Stalinismus der 50er Jahre in der „DDR“ erzeugt hat, blieb noch lange als Schere in den Köpfen der
Ostdeutschen stecken. Vorauseilender Gehorsam ist die wohl wichtigste Stütze totalitärer Machtausübung. Wie die dafür notwendige Ängste geschürt werden, ist jetzt auch in der Bundesrepublik erkennbar:

https://www.focus.de/kultur/medien/gabor-steingart-weil-er-martin-schulz-angegriffen-hatte-handelsblatt-chef-muss-posten-raeumen_id_8440197.html

In Cottbus hat vor einer Woche eine große Demonstration stattgefunden. So wie 1989 geht das „Pack“ auf die Straße und die Aktuelle Kamera (heute gesamtdeutsche Tagesschau) übt sich, wie auch alle anderen vorauseilend gehorsamen Medien, in Schweigen…

http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/brite-konfrontiert-journalisten-auf-cottbus-demo-warum-bezeichnen-sie-diese-leute-als-rechtsextreme-a2345028.html

weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Nur leider ist Cottbus inzwischen fast überall. In Köln, Kandel, Berlin, Heidelberg, Dortmund. Nicht jedoch in Würselen, da bin ich mir sicher: In Würselen, da ist die Welt noch in Ordnung.

Andreas Urbanek

Sprecher AfD-Kreisverband Dortmund