… und den Reaktionen in Medien und Politik
Die in einem Leserbrief von Frau Gerda Horitzky geäußerte Kritik hat zu zahlreichen, teilweise sehr unsachlichen Reaktionen geführt. Zu Wort melden sich vor allem jene Moralapostel, die in den Stadtteilen der noch Heilen Welt die negativen Folgen der sogenannten „Willkommenskultur“ vor der eigenen Haustür nicht zu spüren bekommen. Frau Horitzky hingegen wohnt seit Jahrzehnten in der Nordstadt, in einem der Teile Dortmunds, die sich jenseits der sozialromantischen Wohlfühlzonen als krisenhafte Brennpunkte darstellen. Sie ist dort zu Hause und lebt heute noch in jener Straße, in der sie geboren wurde. Salopp formuliert könnte man sie auch eine Ureinwohnerin der Nordstadt nennen.
Wie viele der alteingesessenen Bewohner beobachtet sie, wie sich in ihrem Viertel durch soziale und ethnische Segregation mehr und mehr Parallelgesellschaften von miteinander konkurrierenden Gruppen entwickeln. Es entstehen rechtsfreie Räume oder gar Bereiche, in denen die Cliquen ihre eigenen Gesetze aufstellen und durchsetzen. Die Politik hat längst kapituliert und sich auf die bequeme Toleranz der Intoleranten eingelassen. Ein fatales Signal mit Sogwirkung, zumal sich mit dem Beginn der EU-weiten Freizügigkeit die Probleme seit Jahresbeginn noch einmal drastisch verschärft haben. Wenn Frau Horitzky zunehmend Schwierigkeiten hat, ihren Stadtteil noch als Heimat wahrzunehmen, kann ich das verstehen. Es geht mir ähnlich.
Zuwanderung ist einer Gesellschaft nur dann dienlich, wenn die Ankommenden bereit sind, alle rechtlichen und sittlichen Grundlagen, auf die sich eine Gesellschaft im Verlaufe ihrer kulturellen Entwicklung verständigt hat, zu respektieren und die eigene Lebensweise diesen Bedingungen anzupassen. Doch oft fehlt es nicht nur am Integrationswillen, schon die Integrationsfähigkeit scheint bei großen Teilen der Migranten aus Nordafrika und dem Nahen Osten kaum vorhanden zu sein.
Fakt ist, daß die Bildungsideale eines von Humboldt oder eines Konfuzius in den meisten islamischen Kulturkreisen keine Entsprechungen haben. Im Gegenteil, Bildung wird vom herrschenden Klerus – sehr zu recht – als Gefahr für die eigene Macht wahrgenommen, so wie dies bis über das Mittelalter hinaus auch im christlichen Abendland der Fall war. Erst die Emanzipation der Aufklärung hat in Europa den Rohstoff Bildung für weite Teile der Bevölkerung jenseits der herrschenden Eliten erschlossen. Die Blütezeit von Renaissance, Klassik, Romantik und Moderne hat uns, mit allen durchlittenen Irrungen und Wirrungen, in eine Epoche geführt, in der sich nunmehr die Gewaltlosigkeit und das Mitgefühl für Menschen auch jenseits der eigenen Familie als Kulturgut festschreibt. Dem Islam jedoch blieben die Sternstunden von Reformation oder gar Aufklärung versagt. Jedoch schon dort, wo, wie in der Türkei, dem Machtstreben der religiösen Führer ein laizistischer Staat entgegengesetzt wurde, zeigte sich nach wenigen Generationen ein Wandel hin zu Werten, die eben keinesfalls nur abendländisch sind, sondern vielmehr universale Bedeutung haben. Mustafa Kemal Atatürk nahm den Frauen den Schleier und gab ihnen das Wahlrecht. Das Kopftuch sah er als Ausdruck einer repressiv-religiösen Machtausübung.
Was der Gründer der modernen Türkei als Staatsräson offensiv vertrat, wird hierzulande Frau Horitzky nur als Meinungsäußerung schon verübelt. Und noch bevor sich die Islamverbände reflexartig erregen, greift unsere Presse, in vorauseilender politischer Korrektheit, Frau Horitzky inquisitorisch an, so als hätte sie öffentlich ein Exemplar des Grundgesetzes zerrissen. Das Gegenteil ist der Fall; sie hat von ihrem verfassungsmäßig verbrieften Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht. Es wird ihr nun vorgeworfen, daß sie mit ihrer kritischen Stellungnahme das Amt der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin beschädigt habe. Was wäre ein solches Amt denn noch wert, wenn es seiner Inhaberin zu einer Schere im Kopf verhelfen müsste? Was ist von einer Gesellschaft, die selbstgefällig von sich behauptet, pluralistisch zu sein, noch zu erwarten, wenn Meinungsstreit verboten wird und nur noch einvernehmliches Geschwafel jene Probleme verdeckt, die so zahlreich und unübersehbar hervortreten?
Die Feinde der offenen Gesellschaft (man greife ruhig mal wieder zum Buch von Karl Popper) brauchen wir nicht mühsam im politischen Islam suchen. Dessen Haltung zu Frauenrechten, sexueller Selbstbestimmung und freier Meinungsäußerung ist ohnehin bekannt. Die Feinde der offenen Gesellschaft sitzen bereits im rot-grünen Meinungskartell der etablierten Besitzstandswahrer. Sie werfen Frau Horitzky vor, islamfeindlich zu sein. Mit dieser Unterstellung wird aus legitimer Kritik und der Äußerung von Besorgnis in infamer Weise auf eine Feindschaft oder gar innewohnenden Hass geschlussfolgert, nur um den politischen Gegner zu diskreditieren.
Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin hat sich islamkritisch geäußert. Nun, damit kann ich leben. Damit muss auch jeder Moslem klarkommen, der sich im Geltungsbereich des Grundgesetzes aufhält. Wenn ich mich kritisch zum Katholizismus äußere, wird das wiederum Frau Horitzky akzeptieren müssen. Die Zeiten der Inquisition sind lange vorbei. Wir leben in einem freien Land. Daher noch ein offenes Wort an die Urheberin des Leserbriefes:
Frau Horitzky, dem Inhalt Ihres Briefes kann ich nicht uneingeschränkt zustimmen. Ich bin kein Christ, aber auch als Konfessionsloser verstehe ich, wie Sie zu Ihren Auffassungen kommen. Ich kann die geäußerten Bedenken aus Ihrer Perspektive sogar nachvollziehen. Selbst aber sehe ich das Problem weniger im Islam an sich und nicht in der Symbolhaftigkeit des Kopftuches, denn es gibt genug hochanständige und rechtschaffende Moslems in diesem Land. Ich lebe selbst mit drei türkischen Familien unter einem Dach. Für mich liegt die Gefahr vielmehr im politischen Islamismus, der sich unter dem Schutz religiöser Freiheitsrechte anmaßt, unsere Kultur, unsere Werte, ja unsere demokratische Grundordnung zu zerstören. Ich teile also nicht vollumfänglich Ihre Auffassungen, ich will aber Ihr Recht auf freie Meinungsäußerung vehement verteidigen.
Einen Ihr Amt als stellv. Bezirksbürgermeisterin betreffenden Abwahlantrag werde ich auf keinen Fall unterstützen.
Andreas Urbanek
Nordstadtbürger
Mitglied der Bezirksvertretung Nord
stellv. Vorsitzender AfD Fraktion im Dortmunder Rat
stellv. Sprecher AfD Kreisverband Dortmund
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